Transkription aus der Kurrentschrift
Linzer Torten die Vollkomme Gute.
Man nimt 3/4 lb Butter und 1/2 lb frisches Schmalz,treibt solches recht flaumig ab, darnach nimt
man 4 große Eyerdötter, und treibt solchen wieder gut ab, dan nimt man 1/2 lb gefähten Zucker
samt anderthalb Vierting gestossene Mandl,und rühre es recht pflaumig auf, Limonischälln, und
nur einen gedanken mit Salz besprengt, zuletzt rührt man aber nur recht suptil 1 lb schönes Mehl
hinein, dan fühlet man die helfte Taig in ein Tortenblatl, fühlt man es mit Eingesottenen, und
den andern Taig spritzt man darauf, und lasse solche langsam eine gute Stund bachen, im der höhe
thut man es mit einen Federwischel mit frischen Wasser bespritzen, und ein wenig Zucker, dan setzt
man es in Ofen.
Erläuterungen
1 lb = 1 (Wiener) Pfund = 560g
Schmalz = vermutlich Schweineschmalz, zur Fastenzeit Butterschmalz
gefäht = gesiebt
1 Vierting = 1/4 (Wiener) Pfund = 140g
pflaumig = flaumig
Limonischälln = Zitronenschalen
schönes Mehl = feines Weizenmehl
suptil = sanft
Tortenblatl = Tortenform
in der Höhe = oben
Federwischel = breiter Pinsel aus Hühnerfedern
Übertragung in leichter lesbare Form
Die vollkommen gute Linzer Torte
Man nimmt 420 g Butter und 280 g frisches Schweineschmalz (in der Fastenzeit Butterschmalz), treibt solches
recht flaumig ab, danach nimmt man 4 große Eidotter, und treibt es wieder gut ab, dann nimmt man 280 g gesiebten
Zucker samt 210 g im Mörser gestoßene Mandl, und rühre es recht flaumig auf, Zitronenschallen, und nur einen
Gedanken mit Salz besprengt, zuletzt rührt man aber nur recht sanft 560 g feines Weizenmehl hinein, dann füllt
man die Hälfte Teig in eine Tortenform, füllt es mit Eingekochten Früchten, und den andern Teig spritzt man darauf,
und lässt es langsam eine gute Stunde backen, oben bespritzt man es mit einen Federwischel mit frischen Wasser
und ein wenig Zucker, dann setzt man es in den Ofen.
Zum Buch
Die Handschrift stammt aus der alten Lebzelterei Urbann in Wels
Die Entstehung wird etwa auf 1840 angesetzt
Sie hat 402 beschriebene Seiten und 474 Rezepte und ist in Kurrentschrift geschrieben.
Neben der eigentlichen Verfasserin wurden später von mindestens 7 anderen Personen weitere Rezepte eingefügt.
Das Buch ist in Privatbesitz, die OÖ Landesbibliothek hat eine digitale Kopie in ihrem Bestand.
Die Seiten sind einzeln aufrufbar, der transkribierte Text ist unter "Volltext" zu sehen.
Weiters kann ein umfangreiches Glossar mit detaillierter Quellenangabe unter "download" eingesehen werden.
Der Link zu der entsprechenden Seite der Oberösterreichischen Landesbibliothek :
OÖLB HS Schönmayr/Urbann