Unfälle bei der Flößerei auf der Enns

Untersuchung der Flößerunfälle am Fluss Enns zwischen 1880 – 1940 anhand von Kirchenmatrikeln und zeitgenössischen Zeitungsberichten

Gotthard Schönmayr - Flößer - Floesserei 2

Holzrechen an der Steyr (vor 1955)

Holzrechen an der Steyr (vor 1955)


Flößerei und Holztrift am Steyrfluss


An der Steyr war einerseits eine intensive Holztrift aber auch Flößerei mit kleinen Flößen üblich. Durch Holzrechen wurde die Steyr in einzelne Abschnitte getrennt, jeweils einer der etwa 6 Triftberechtigten hatte dann diesen Abschnitt für einen kurzen Zeitraum für den Transport der Baumstämme mittels Holztrift für sich alleine frei, nach der Räumung und dem Weitertransport in den nächsten Abschnitt war der nächste Berechtigte am Zuge. Das Kraftwerk Steyrdurchbruch hatte zwar eine Triftrutsche, aber keine Floßgasse. Im unteren Bereich etwa ab Grünburg waren zahlreiche Sägewerke, (z.B. Redermühle), ab da wurden aus bereits geschnittenen Brettern kleinen Flöße gefertigt. In dieser Untersuchung wurde der Bereich Steyrfluss nicht aufgenommen.


Technische Daten der Flößerei


Die Enns und die Salza hatte im untersuchten Bereich keine einzige Wehrstelle, es konnten daher Flöße aus langen Stämmen gebaut werden.In anderen Flüssen wie Traun oder Alm konnten wegen der plötzlichen Gefällsänderung an den Wehren nur kürzere Holzstämme bei den Flößen verwendet werden.

Auf der Salza wurde z.B. bei einer Probefahrt 1901 ein Floß mit 3.5 m Breite und 12 m Länge verwendet. Die dann routinemäßig eingesetzten Flöße waren vermutlich etwas größer. Mehrere Salzaflöße wurden vor allem in Weißenbach zu Ennsflößen neu gebunden, diese waren mindestens doppelt so groß. Aus den Berichten um 1900 wird die mittlere Floßgröße mit 15 Tonnen - das entspricht etwa 30 m³ (Festmeter), angegeben. Bei Locicnik wird eine Breite der Flöße mit etwa 6 m angegeben. Viele Ennsflöße wurden vor allem im Hafen Au bei Mauthausen auf wesentlich größere Donauflöße umgebunden. Das Binden eines Ennsfloßes dauerte nur etwa 3 Stunden.

Die meisten Fahrten führten von der oberen Enns (Hieflau, Großreifling, Weissenbach) bis Steyr, hier wurden die Flöße einer anderen Mannschaft übergeben. Die Flößer fuhren mit dem Zug wieder flussaufwärts. Von der Stadt Steyr wurde dann bis zur Mündung der Enns in die Donau und dann noch eine kurze Strecke in der Donau bis zu Hafen Au gefahren. Dieser lag 4.4 km flussab der Ennsmündung am linken Ufer. Hier erfolgte das Umbinden auf oft riesige Donauflöße.

Auf der Salza wurde mit der zusätzlicher Wasserabgabe aus der Prescenyklause gefahren. Der Stausee speicherte rund 650 000 m³ Wasser. Wenn die Klause "geschlagen" wurde, konnten zusätzlich etwa 30 m³/sec abgegeben werden. Da die Flöße in der Mitte des Flusses wesentlich schneller als die mittlere Geschwindigkeit des Wasserschwalles unterwegs waren, begann die Floßfahrt erst ½ bis 1 Stunde nach dem Schlagen der Klause, und nach kurzer Zeit hatten die Flöße das Schwallwasser erreicht. In Palfau wurde nochmals ½ bis 1 Stunde auf den Schwall gewartet und dann erst die Fahrt bis zur Mündung in die Enns fortgesetzt. Die reine Fahrzeit auf der Salza bis nach Weißenbach an der Enns dauerte etwa 6 Stunden. Zu Spitzenzeiten wurden etwa 10 Flöße pro Tag auf der Salza abgefertigt.

In Weißenbach wurden dann die Flöße neu gebunden - 2 Salzaflöße wurden 1 Ennsfluß. Die Fahrt nach Steyr dauerte etwa 6 Stunden. Von Steyr bis zur Mündung der Enns in die Donau musste mit etwa 4 Stunden gerechnet werden.

Auf der Salza waren etwa 2-3 Mann pro Floß, auf der Enns im Regelfall 4 Mann pro Floß unterwegs. Etwa die Hälfte der Flöße war beladen und zwar im Untersuchungszeitraum ausschließlich mit Brennholz (Buchenscheitern) und eventuell auch mit Schnittholz.

Aus den Unfalldaten ergibt sich, dass über die Hälfte aller Unfälle in den Monaten Mai, Juni und Juli verzeichnet waren. Das sind die Monate mit der höchsten Wasserführung und damit dem Schwerpunkt der Flößersaison.