Unfälle bei der Flößerei auf der Enns

Untersuchung der Flößerunfälle am Fluss Enns zwischen 1880 – 1940 anhand von Kirchenmatrikeln und zeitgenössischen Zeitungsberichten

Gotthard Schönmayr - Flößer - Floesserei 1

Floß auf der Salza 1927

Floß auf der Salza 1927


Umfang der Flößerei auf der Enns


Aus Zeitungsmeldungen wurde folgende Anzahl von Flößen berichtet:
1893 2000-3000 Flöße/Jahr
1896 3465 Flöße/Jahr 25 m³/ pro Floß (vermutlich Festmeter, entspricht 12 t)
1901 1375 Flöße/Jahr 15 t/ pro Floß
1912 954 Flöße/Jahr 17 t/ pro Floß

Bei Neweklowsky sind die Daten für die Donau bei Grein für den Zeitraum 1858 - 1951 aufgelistet.
Es sind z.B.
1880 1184,
1890 1065,
1900 574,
1920 162,
1940 159 Flöße durch den Struden bei Grein gefahren

Wenn man diese Daten analog für die Enns umsetzt, dann kommt man auf mehr als 3 000 Flöße pro Jahr für den Zeitraum 1880 bis 1900 und dann stark abnehmend bis auf nur mehr ca. 200 Flöße/Jahr um 1940. Insgesamt ergibt sich für den Untersuchungszeitraum 1880 – 1940 damit eine Zahl von etwa 125 000 Floßfahrten. Das entspricht im Durchschnitt über den genannten Zeitraum etwa 2000 Flöße / Jahr.

Seit etwa 1570 wurde auch Schifffahrt auf der Enns betrieben. Die Schiffe wurden von Pferden auch flussaufwärts gezogen. Die Schifffahrt erreicht aber maximal 10 % des gesamten Verkehrs auf der Enns, die Flöße waren eindeutig das Hauptverkehrsmittel. Mit dem Bau der Eisenbahn im Ennstal 1872 wurde die Schifffahrt eingestellt. Die Flößerei ging etwa 1950 zu Ende.


Holztrift an der Enns und Salza


Auf der Enns im Bereich Gesäuse und an den Nebenflüssen wurden einzelne Baumstämme oder auch sog. Scheiter (damals meist 1 Klafter, 1.9 m lang) getriftet. Durch ein System von Klausen wurde Wasser aufgestaut, und dann schwallartig abgegeben, um durch diese künstlichen Hochwasserwellen das Holz weiter zu transportieren. Am Ende der Triftstrecke war meist ein Holzrechen, der das Schwemmholz wieder sammelte.

Als bekannteste und größte Bauwerke sind die Prescenyklause an der Salza und die "Große Klause" am Reichramingbach zu nennen. An der Salza wurden Trift und Flößerei parallel betrieben.

Die bekanntesten Rechen waren
Hieflau (Ennskm. 116,6) für das Triftholz aus der Gesäusestrecke,
in Großreifling (Ennskm. 107,2) für das Triftholz aus Enns und der Salza,
in Kleinreifling (Ennskm. 81,3) für das Triftholz aus Enns und dem Reiflingbach
und in Reichraming für das Triftholz aus dem Reichramingbach (Mündung bei Ennskm. 60,5).

Die Rechen Großreifling und Kleinreifling hatten am rechten Ufer jeweils einen nur schmalen Durchlass, so dass praktisch das gesamte getriftete Holz aufgehalten wurde, aber das Passieren der Flöße trotzdem möglich war.

Das Holz war oft lange unterwegs, wurde immer wieder in den Bach gezogen und mit dem nächsten Schwall weiter befördert - man sprach von durchschnittlich 3 Jahren für die Strecke Große Klause - Reichraming. Das geschwemmte Holz war deutlich weniger wert, in den Marktberichten der Zeitungen wird dies extra vermerkt.