Unfälle bei der Flößerei auf der Enns

Untersuchung der Flößerunfälle am Fluss Enns zwischen 1880 – 1940 anhand von Kirchenmatrikeln und zeitgenössischen Zeitungsberichten

Gotthard Schönmayr - Flößer - Sonstiges 2

Rechen Hieflau um 1900

Rechen Hieflau um 1900


Sonstige Erkenntnisse aus den Kirchenmatrikeln


a) Krankheiten mit tödlichem Ausgang:

In den Matrikeln finden sich natürlich auch alle anderen Todesursachen aufgezählt. Erschreckend ist die große Anzahl an Infektionskrankheiten. Keuchhusten, Pocken, Diphterie, Scharlach - heute durch Impfungen kaum auftretende Krankheiten - forderten viele Todesopfer. Unter den Kinderkrankheiten waren die Fraisen vorherrschend, eine Sammelbezeichnung für Krampfkrankheiten bei Kleinkindern.

b) Unfälle mit Ertrunkenen:

Aus den verwendeten Quellen ergibt sich folgendes Bild: Es ist eine große Anzahl von Menschen ertrunken, viele Kinder auch in kleinen Bächen, viele bei Unfällen z.B. bei Holzarbeiten im Ufernähe. Oft wird von Selbstmördern berichtet. Nur wenige sind bei Badeunfällen gestorben.

Dass ein Großteil der Bevölkerung nicht schwimmen konnte zeigen zum Beispiel folgende 2 Unfälle:

21.9.1899: Da die Brücke bei Altenmarkt vom Hochwasser weggerissen war, wurde ein Fährbetrieb mit einer Zille eingerichtet. Die Zille kippte und sämtliche 6 Personen ertranken.

12.10.1930: Bei Losenstein unternahmen 7 Burschen eine Ausflugsfahrt mit einer Zille. Als sie kenterte ertranken 5 Personen.


Literatur- und Quellenverzeichnis:

Publikationen:

Neweklowsky, Ernst: Die Schifffahrt und Flößerei im Raum der oberen Donau. - Band 1. - OÖ Landesverlag, Linz, 1952
(Schriftenreihe des Institutes für Landeskunde von Oberösterreich : 5)

Wallaczek, Ernst: Österreichischer Faltbootführer , Enns Verlag, Artaria. Wien [1935]

Locicnik, Raimund: Strom kennt keine Grenzen, Steyr 2020, Seite 88 :Floßaufzug Küpfern, Seite Seite 97 : Floßbreite 6 m

Matrikeln:

Die österreichischen Kirchenbücher sind unter Matrikel im Internet abrufbar
( abgerufen 2020 unter : http://data.matricula-online.eu/de/) .
Sie sind in Kurrent geschrieben und zeigen Taufen, Hochzeiten und Todesfälle seit etwa 1700 bis 1940 an.

Bei den Todesfällen ist jeweils die Krankheit, bzw. die Todesursache angeführt, bei Unfällen manchmal auch nähere Hinweise zum Unfallhergang. Die Matrikeln der Orte von Hieflau an der Enns bzw. Weichselboden an der Salza wurden bis vor der Stadt Steyr durchgesehen. Die Stadt Steyr und der Bereich flußabwärts hat zu viele Einträge, um dies in einem vernünftigen Zeitrahmen zu kontrollieren.

Es wurden bei rund 45 000 Einträgen die Todesursachen durchgesehen, bei Tod durch Ertrinken überprüft, ob ein Zusammenhang mit Flößerei wahrscheinlich ist. Bei diesen Einträgen wurden Zeitungsmeldungen zu diesem Datum gesucht.

Zeitungen:

Die Ö Nationalbibliothek hat eine große Anzahl von Zeitungen digitalisiert, diese sind unter ANNO im Inernet aufrufbar (http://anno.onb.ac.at/) und durchsuchbar. Leider ist die Digitalisierung mit zahlreichen Fehlern behaftet, so dass das automatische Durchsehen des Volltextes nach relevanten Stichworten nicht alle Zeitungsmeldungen vollständig erfasst. Ebenso ist nicht jeder Unfall aus dem abgelegenen Ennstal verzeichnet.

In den Zeitungsmeldungen sind aber auch folgendes Berichte zu finden:

über Floß- und Faltbootfahrten:

Linzer Tagespost, 5.8.1923: Faltbootfahrt auf der Enns
Linzer Tagespost, 8.9.1923: Floßfahrt auf der Salza
Linzer Tagespost, 24.8.1924: Faltbootfahrt auf der Enns
Oberdonauzeitung, 23.8.1943: Flößerhandwerk auf der Enns

Über eine Entlohnung der Flößer:

(Linzer) Tagblatt, 26.7.1935: Kollektivvertrag

über Verkehrsaufkommen u.a:

(Linzer) Tagespost, 31.12.1893: 2000-3000 Flöße in Steyr
(Linzer) Tagespost, 17.1.1897: Flöße auf der Enns Statistik
(Linzer) Tagespost, 24.6.1914: Flöße auf der Enns Statistik

über Umbinden der Flöße:

(Linzer) Tagblatt, 16.6.1929: Salzafloß - Ennsfloß
(Linzer) Tagblatt, 19.8.1926: Ennsfloß - Donaufloß

Nichtschwimmer

OÖNachrichten, 8.9.2018 : "Die Flößer durften nicht schwimmen können.""

Dokumentationsfilme:

Im Jahre 1943 drehte der Linzer Kinobesitzer und Filmpionier Paul Heidinger einen Film über Flößerei auf Enns und Salza und eine Film über Holztrift an der Steyr. Die Filme sind 15 bzw. 10 Minuten lang. Die Ennskraftwerke sind im Besitz dieser Filme.

Im Filmarchiv Austria ist ein kurzer Film über die Prescenyklause und die Flößerei auf der Salza vorhanden.

Spielfilm:

Erich Kober drehte 1932 eine abendfüllenden Spielfilm über Faltbootfahrer an der Enns :
Die Wasserteufel von Hieflau (fälschlich im Internet auch "Hiefblau") 1932 (Diese Quelle war mir nicht zugänglich)
In dem Spielfilm "Das ewige Lied "(1997) wird behauptet, daß die Schiffer auf der Salzach Nichtschwimmer sein sollen.

Zeitzeugenberichte:

Dr. Peter Hele Jg. 1922 war Faltbootfahrer, der auf der Salza mit den Flößen auf dem Wasserschwall aus der Prescenyklause unterwegs war. Er hat mir dies mündlich berichtet. Er hat auch 1947 die Salzachöfen (Paß Lueg) befahren, es wurde 1949 ein Film darüber gedreht.
Eustachius Rammelmüller war noch aktiv als Flößer auf der Enns. Er war Angestellter der Ennskraft AG und im Vermessungstrupp auf der Enns unterwegs und berichtete mir aus seiner Flößerzeit.

Kataster:

Franziszeischer Kataster:

Die Katasterpläne wurden erstmalig in den Jahre 1824 - 1826 erstellt. Sie sind unter Franziszeischer Kataster mit folgendem Link im Internet zu sehen: https://mapire.eu/de/
Im Internet ist eine Version sichtbar, die neben dem Urzustand (etwa 1824) auch die Revision (etwa 1865) zeigt. Dies ist durch die roten Linien zu erkennen. In dieser "Urmappe" sind die Holzrechen von Großreifling und Kleinreifling genau dargestellt. Ebenso sind die alten Brücken lagerichtig dargestellt. Auch der Verlauf der Eisenbahn (Bau etwa 1875) ist bereits dargestellt. Im oberen Ennstal, das allerdings in dieser Untersuchung nicht behandelt wurde, ist der Verlauf der Enns vor und nach der Regulierung bei Admont eingezeichnet.

Österreichischer Wasserkraft-Kataster:

Herausgegeben vom Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau, Wien, 1950
Das Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau gab 1950 den Ö. Wasserkraft-Kataster für die Enns heraus. In diesem ist neben zahlreichen hydrologischen und technischen Details auch die Kilometrierung der Enns festgelegt.